NativeNow! – The daily online adventure
Now, whatever has motivated you to visit our diaries and join this trip ‘cross the divide between “here”/ “there” and “us/”them” I’d strongly advise you to stop reading now. Yes, get out of the house, move your butt around your area, visit some friends, or trees (which, as some of us know, can be the best friends of all- even if they talk a bit slow…they are great to lean on…), make slow but passionate love (or whatever way you like, of course)… well, you know best how to spend your valuable time, and valuable it is indeed.
At least that’s what I have come to realize during the last month when life (or actually my own actions on the rebound…karma, I guess) kicked my head in. What, you are still here?! All right, then I suppose I am happy about you being part of this. Damn, who doesn’t want to share some experiences now and then, and at least when you are about to cross the threshold into the gray lands of total boredom you just switch off and walk away. Like in a romantic affair that’s gone sour… but that is another story.
Hmmm, the point is… NativeNow! was a romantic love affair at the beginning. The concept of what I thought to understand about “nativity” released an avalanche of emotions. I thought I had found the “philosophers stone”, the cure to not only mine but the psychological ailments of scores of people I encountered. Loneliness and the sense of having been abandoned on this planet seemed to vanish in light of the discovery that I was a native. Yes, a native being born on this planet, being made of the same stuff that all around me is made of and therefore connected to every thing in the most intimate manner. Related to all.
And if you ask me if I still believe that I say: yes! And if you ask me if I believe that this realization helps to overcome things like crippling addictions, deep aggressions, and all aspects of all kinds of loss then I say: Yes! And if you then ask me if I am able to live that truly on a day to day bases and am able to pass it on (because life is about passing on, sharing itself… or what else?) then I say: I keep trying, and the deepest gratitude to all that have assisted me in the struggle.
Those are my friends (“friendship” in my world is the term for sharing without expectations, just a tiny word for a world of meaning, as you know), and I hope they feel it. Amongst those are reds, whites, yellows, browns and blacks and all the shades in between. Amongst my friends are animals, minerals, most certainly plants, and much that is unseen. The differences between them are plenty, mainly concerning modes of communication. But there is no difference in the right of each to exist, right now and for as long as creation allows. So, NativeNow! is still a love affair, but it’s well beyond the romantic stage because what it stands for in my heart, mind and soul is being attacked constantly, and I think I don’t need to expand on what is meant by that. You might have gathered by now that this is all very personal… great, that’s exactly what it is, because I know zero about most stuff I encounter – just feel my way around this life and am happy if there are other natives joining in for a while. Sharing.
This diary runs under the heading of NativeNow!theatre, and as “theatre” in its Greek origin means: “to see” (I believe it would be more accurately translated with: to see/ to realize… but that might be my wishful thinking) all I like to do is: to see, hear, touch… and to share.
Tom Steiner, the “chief” of NativeNow! (we felt that it would be preferable when a man of pragmatism and clarity heads the “serious” side of things instead of an airhead like myself) will share his view of events and I will, well, skip around time and space in the hope that you enjoy some of it. By the way, I am typing this into Blackhorses computer; we have been on the Rez now for the second day. More about all of that after I have found the beginning of the actual story. In the meantime: thanx for being around, fellow native, my friend!
Dienstag, 7. Februar 2006
Bei Sonnenaufgang aufgestanden, durch die Terrassentür rausgegangen, der Sonne beim Erscheinen zugeschaut, Luft glasklar und frisch mit Plusgraden, wow! Dann geduscht (endlich!), gefrühstückt (ordentlich!), losgefahren (gemütlich). Rauf auf die 17er nach Norden Richtung Flagstaff, unserem nächsten Ziel. Sascha ist gefahren, ich hab Zeit gebraucht, um das Chaos in meinem Kopf zu bändigen, so vieles ist in Wien zurückgeblieben, das ich zwar eh nicht unbedingt brauch, das aber anhänglich ist wie Kletten. Und es holt mich gnadenlos ein, wodurch die Konzentration aufs Wesentliche natürlich futsch ist. So komm ich im Naturkostladen in Flagstaff drauf, dass meine Kreditkarte futsch ist, irgendwo gestern unfreiwillig deponiert, fragts mich nicht, wo. Das für sich genommen ist zwar unangenehm, aber weiters nichts besonderes, wäre es nicht eine weitere Perle an einer Kette mit lauter seltsamen Sachen, die mir normalerweise nicht passieren, wie zum Beispiel Landkarten vergessen, Akkus von der Kamera nicht aufladen, keine Reservekassette im Rucksack, krieg das Auto mit der Fernbedienung nicht auf, suche verzweifelt den Firewire-Stecker an der Kamera und find ihn nicht und tausend andere Kleinigkeiten mehr.
Ich hab noch immer nicht geschnallt, wo ich überhaupt bin.
Nehme also die Videokamera und filme damit aus dem fahrenden Auto. Die Straße vor uns. Die Landschaft, die an uns vorbeizieht. Erst ist alles sehr flach, die Straße schnurgerade. Dann wird’s hügeliger, kurviger. Kakteen huschen vorbei (die so ausschauen wie in den Heftln vom Lucky Luke). Es geht immer weiter rauf, in den Ohren klickt es ständig. Die Kakteen verschwinden, felsige Hügel ziehen vorbei. Dann beginnen die Nadelbäume. Bewaldete Hügel. Und die ganze Zeit scheint die Sonne, strahlend blauer Himmel. Hinter den Scheiben im Auto ist es so warm, dass ich im T-Shirt dasitze. Flagstaff. Dann der ganze Ablauf retour. Erst Wald und Hügel, dann wüstenähnlich und flach. Keine Kakteen mehr. Erstaunlich: schön langsam findet das Land da draußen seinen Weg durch den Kamerasucher in mein Hirn, ich beginne zu begreifen, dass ich DA bin, da, wo ich vor beinahe sechs Jahren ein Stück meiner Seele gelassen hab. Auch wenn manch eine(r) sich verächtlich abwendet “Mensch, spinnst, Amerika ist seit Bush pfui, damit hat man als europäischer Gutmensch nix mehr am Hut” – Herrschaften, steckts euch das auf den Hut, denn auch die umständliche und in seiner Dimension erschütternde Einreiseprozedur kann mich nicht davon abhalten, Freunde zu besuchen, die auf einem der schönsten Plätze der Welt leben. Dann taucht auch noch der Shiprock am Horizont auf, und dann fällts mir wieder ein, dass ich hier ein bissl zu Hause bin.
Herzlicher Empfang, Blackhorse drückt uns heftig, ohne Worte.
Dann den Wagen ausgeladen, der musste zum Flughafen in Farmington, also bin ich mit dem Mietwagen hinter Blackhorse und Sascha hergefahren, das Auto zurückgeben. Anschließend haben wir das Wiedersehen mit ein paar Coronas (mexikanisches Maisbier, Anm.d.Red.), die von einem guten Abendessen begleitet wurden, gefeiert. Dermaßen gestärkt, quetschten wir uns zu dritt auf die vordere Sitzbank in Blackhorse´s Pickup Truck, weil´s keine hintere gibt, und sind nach Hause geschmirgelt. Nach Hause, das heißt zu Blackhorse´s Residenz in der Nähe von Shiprock, New Mexico, unsere Homebase für die nächsten Tage. Damit ist der Transfer vollzogen, wir sind angekommen. Alles weitere, zum Beispiel warum wir hergefahren sind, was wir in den nächsten beiden Wochen vorhaben, welche Projekte angerissen werden etc. – dazu morgen mehr. Jetzt erst mal gute Nacht, Freunde. Mein Gruß gilt heute allen Reisenden: unterwegssein hält Herz und Hirn auf Trab, also: KEEP MOVING!
Mittwoch, 8. Februar 2006
Der Himmel noch immer glasklar, die Luft kalt, der Sonnenaufgang zelebriert sich selbst mit prächtigstem Farbenspiel – er tut das sowieso, und wir durften zuschauen. Der Tag verheißt Sonnenschein durchgehend, und angenehme Temperaturen ab zehn Uhr vormittags. Heute haben wir beschlossen, dass am Samstag Nachmittag ein VIP-Screening von MUD stattfinden wird, hier im Haus von Blackhorse. Was ist MUD? MUD ist eine Dokumentation über traditionelles Navajo-Töpferhandwerk.
Ach ja, hab ich schon erwähnt, dass wir am Navajo-Reservat sind? Blackhorse lebt hier, ist Lehrer, Medizinmann, Freund. Den Film haben Sascha, Peter und ich gemeinsam mit Blackhorse produziert, und unsere Aufgabe jetzt ist die Promotion des Films hier am Reservat. Dazu werden wir Termine mit der Leitung des Museums in Window Rock, mit dem Leiter des hiesigen Schuldistrikts sowie mit einem Verlag haben, den Film zeigen und herausfinden, wie diese Dokumentation zu vermarkten ist.
Für Samstag hat Blackhorse insgesamt ca. 20 Personen zu sich nach Hause eingeladen, denen wir den Film in Form von einer hiesigen Premiere präsentieren werden. Ich darf das Essen machen, Austrian style selbstverständlich: Kartoffelsuppe und nachher Palatschinken, salzig und süß, das kann ja was werden… Ein weiterer Grund, warum wir da sind, ist ein interessantes Theaterstück, das kommendes Wochenende in einem neuen Theater hier in Shiprock stattfinden wird. Das Thema dieses Ein-Personen-Stücks ist der sogenannte Long Walk. Damals, gegen Ende des 19. Jahrhunderts, wurden mehrere tausend Navajos von der Armee der Vereinigten Saaten gezwungen, ihr Land zu verlassen und mehrere hundert Meilen in ein Lager zu marschieren. Viele sind dabei umgekommen, die restlichen durften irgendwann wieder zurückmarschieren in ihr neues Reservat, kleiner als das vorher. Jedenfalls möchten wir das Stück sehen und ein bissl hinter die Kulissen blicken, diesmal sozusagen buchstäblich.
Grad fällt mir auf, dass alle im und rund ums Haus schlafen gegangen sind, also wird ich es ihnen jetzt gleichtun, müd bin ich sowieso, also gute Nacht, und bis morgen!
Thursday, 9th of February 2006
Dry, bone dry. As it is the winter dry season now there would actually be nothing to worry about. But when we passed the San Francisco Peaks (towering over Flagstaff Arizona. Take I 17 norths out of Phoenix, or the old 66 when you got the time. I did the run once all the way from LA in… well, a really good time in a really fast car. There are very few cops if you are lucky between late night and the earliest morning hours. That kind of stuff is certainly silly infantile behavior…still, I am looking forward to doing the run on my Kawa Zephyr… the adrenaline… hmmm, just keep in the middle of the road, gives you a second more reaction time when a coyote crosses… no, just a joke, kids…) there was not a powder line of snow up there, and that’s a first in the nine years I’ve been coming out here. Bone dry all the way up to Shiprock, via Gallup this time. Let’s wait and see, but I fear there is another dusty summer coming, and I remember with dread the dead sheep, the wildfires, the desperation of the Navajos loosing their livestock (and it hits the traditionalists the worst…).
Hey, it’s the changes and eventually even the last idiot will realize that we are nothing but specks of dust on mothers skin. I don’t mind, change is good, and when the big culling comes there will be more space for natives again. Go nature, go, go – clean the mother******* up. (And if anyone says that speed freaks like myself are responsible because of their lust for petrol I say: in a single military exercise anywhere in the world there is more gas wasted then if all fools ride around on wheels for the rest of eternity… and, I am willing to give it up… well, someone build an engine that has enough juice to push my balls in to the belly that runs on air, or whatever – we are clever enough as a race to combine fun with responsibility, aren’t we? Hey, back to horse riding would be great, I actually prefer it and the experience is even cooler, but in the mad rush of earning your bread today you’d starve, and the horse as well…)
Snowball has gone deaf. But he came running shoveling his old bones, wagging his stump of a tail. When I fed him this morning at sunrise some tears wanted to well up, but he smiled his friendliest doggy smile, and chased the rest of the pack (Ears, Spotty and a mix of multi-breed Rezrascals) from his bowl, growling like the Top Dog he is. The dogs are not allowed in the house, they live their own life. But you should watch them herd sheep… true art, true intelligence. Snowball is related to me through the medicine, he is my soul mate and has shared much. But that’s between us, close and personal. Anyway, Ears came up to me yesterday and “shook paws”. He’s a mean one; fighter with one ear bit off, and right now his nose is scarred badly. Blackhorse says he got into a love thing with a bitch. She obviously didn’t just lie down… Eras came because he’s got something to share, he’ll take Snowballs place I think. And Snowball will eventually travel onwards to whatever- like all of us dogs and bitches. Move on. That’s it.
Samstag, 11. Februar 2006
Eigentlich ist jetzt schon Sonntag früh, aber gestern war beim besten Willen keine Möglichkeit, in Ruhe ein paar Zeilen zu schreiben, wir haben ganztägig ziemlich geschuftet. Blackhorse und Sascha haben schon um halb fünf in der Früh begonnen, das Haus für die VIP-Party fertig zu putzen, ich habe sie rumoren gehört, mich aber rausgehalten und bin erst um halb sieben aufgestanden. Nach dem Frühstück ist dann die Kocherei losgegangen, Kartoffel schälen, Zwiebel schneiden, Palatschinkenteig machen etcetera. Es ist alles rechtzeitig fertig geworden, und um Eins sind die Gäste gekommen.
Wer war aller da? Viele von der Blackhorse-Familie, Schwestern, Bruder, Neffen, Nichten usw., und dazu eine Menge mehr, zum Beispiel der Direktor der Highschool, ein deutscher Fotograf, ein hoffnungsvolles männliches Navajo-Model mit seiner Mutter, die Mädels vom NativeNow Dineh Club, Pam und John aus Telluride mit zwei Freunden, insgesamt sicher über vierzig Personen.
Der Anlass dieser VIP-Party, wie Blackhorse sie genannt hat, war die Premiere von MUD, unserem Navajo-Töpferei-Film. Also haben wir uns im Wohnzimmer zusammengequetscht und den Film angesehen. Es haben alle konzentriert zugeschaut, vom Anfang bis zum Schluss, ich hatte nicht das Gefühl, das jemandem langweilig war. Im Gegenteil, die Reaktionen danach waren durchwegs positiv, einige der anwesenden Navajos waren selbst überrascht und meinten, einiges davon hätten sie nicht gewusst.
Für uns war es ein bissl eine Generalprobe, wie der Film bzw. die Art, wie er gemacht ist, bei gemischtem Publikum ankommt, aber sogar die Highschool-Kids haben interessiert zugeschaut. Daraus schließe ich, dass sowohl Inhalt als auch Stil gefallen haben. Somit stehen die Chancen gut, dass wir damit Geld verdienen können, um einerseits die von uns vorfinanzierten Produktionskosten hereinzubekommen und andererseits das nächste Projekt angehen zu können. Denn schließlich ist dieser Film über die Töpferei der Anfang einer Serie über traditionelles Handwerk der Navajos, so war es jedenfalls immer geplant. Wir sind bis jetzt auch ohne irgendwelches Sponsoring ausgekommen, von Förderungen red ich erst gar nicht, wobei das nicht immer so bleiben muss, also falls sich jetzt jemand angesprochen fühlt…
Nichtsdestoweniger sind wir schon ein bissl stolz auf uns, weil wir es trotz allen Widrigkeiten und Unkenrufen so gut hinbekommen haben. Wann ihr es zu sehen bekommt? Nun, das hängt von einigen europäischen TV-Anstalten ab, denen wir den Film anbieten werden, vielleicht läuft er demnächst im Fernsehen… Blackhorse hat nach der Präsentation einige Fragen beantwortet, und dann ging´s dem Bufett an den Kragen. Die Palatschinken waren ein echter Erfolg, sie sind auch wirklich gut geworden, muss ich mich jetzt selbst loben! Dann kamen die Girls vom NativeNow Dine Club und haben einige Tänze gezeigt, gleich im Wohnzimmer, denn draußen ist noch immer ein mordsmäßiger Sturm gegangen. Zum Abschluss gab es noch österreichische Schokolade, Mozartkugeln, um genau zu sein, ihr seht schon, wir arbeiten schwer an der interkulturellen Zusammenarbeit.
Dann war eh schon Zeit zum Aufbruch fürs Theater, und über das will ich jetzt gar nix mehr schreiben, ich hab es nochmals aufgezeichnet, also kann ich es zu Hause zusammenschnipseln und herzeigen, falls es jemand interessiert, und ihr bildet euch eure eigene Meinung. Sascha ist, ich glaub, schon vor der Vorstellung, mit Pam und John nach Telluride gefahren, die haben einiges zu bereden, ich werde morgen oder übermorgen rauffahren und ihn abholen. Blackhorse und ich haben gemeinsam mit einer Freundin von ihm den Tag bei einem guten Glaserl ausklingen lassen, damit sich die nötige Bettschwere einstellt, obwohl, die hatten wir eh schon längst, geschmeckt hat´s trotzdem.
Mein Gruß heute geht an alle, für die morgen wieder die Schule beginnt: alles Gute fürs zweite Halbjahr!
Sonntag, 12. Februar 2006
Nachdem ich den Tagebucheintrag vom Samstag fertig hatte (zwischendurch Wäsche gewaschen, weil die T-Shirts alle waren), hab ich mich zusammengepackt und bin eine Runde gefahren. Zuerst nach Teec Nos Pos, da ist eine Trading Post und ich hab mich da ein bissl umgesehen. Eine Trading Post ist so etwas wie ein Gemischtwarenladen, wo du ziemlich alles kriegst: Milch, Obst, Nägel, Musikkassetten, überhaupt Lebensmittel, Decken, Silberschmuck, T-Shirts, Werkzeug usw., sozusagen Billa, Baumax und H&M in einem, aber viel kleiner und viel lustiger. Die sind in verschiedenen Größen übers ganze Reservat verteilt, an jeder etwas größeren Straßenkreuzung findet man so eine Trading Post. Voriges Jahr haben wir eine gefunden in den Grey Hills, dort gab es wundervolle Teppiche, produziert von den Frauen der Gegend, traumhaft schön, traumhafte Preise, 28.000 Dollar und mehr. Ein kleines, aber feines Teppichmuseum ist auch dabei, der Chef führt persönlich herum und erklärt alles. Muss man wissen, wo das ist, liegt abseits aller größeren Routen, ist nichtsdestoweniger berühmt.
Hab dann überlegt, ob ich zurückfahren oder eine Runde über die Red Mesa machen soll, und mich für die Runde entschieden. Red Mesa – vielleicht ist das manchen von euch noch ein Begriff, da steht die Schule, die mein allererstes Ziel hier am Reservat war, im Jahr 2000. Erinnerungen sind wach geworden, und es sind allesamt angenehme. Der rote Sand und die roten Felsen – ich kann die ewig anschauen. Die Sonne stand schon ziemlich tief, das Licht war dadurch fast schon überirdisch, der Sonne gegenüber ist der Mond aufgegangen, und jetzt gehen mir die Worte aus, um das zu beschreiben…
Das Land hier steckt voller Wunder. Viel mehr gibt’s eh nicht zu berichten, nach Hause gefahren, kleiner Imbiss, mit Blackhorse dem Bode Miller beim Runterflitzen zugesehen, schlafen gegangen.
Montag, 13. Februar 2006
Heute geh ich wieder meiner Lieblingsbeschäftigung nach – rein ins Auto und durch die Navajo Nation ziehen. Mein heutiger Weg führt mich nach Rough Rock, dort arbeitet ein Freund von uns, Mr. Barney Bush, Shawnee aus Oklahoma. Er unterrichtet an der dortigen High School Native American Studies und auch Workshops über das Filmemachen. Zuerst musste ich mich durchfragen, wo genau ich ihn finden würde, das hat ganz gut geklappt. Er hatte keine Ahnung, dass ich kommen würde, wir haben uns seit mindestens drei Jahren nicht mehr gesehen, dementsprechend war das Wiedersehen: ich habe ihn über den Schulhof gehen sehen, und er hat zu mir herübergeschaut, weitergegangen, noch mal geschaut, weitergegangen, stehengeblieben, wieder geschaut, inzwischen war ich wohl nah genug, und jetzt die große Erkenntnis! Na ja, große Umarmung mitten am Schulhof, Freude, die Kids haben komisch geschaut, ein Belagaana (Navajo für Weißer) wird von ihrem Native Teacher gedrückt, war richtig gut.
Barney hat mich gleich in die Klasse mitgenommen, und ich durfte einen Vortrag halten, also habe ich bei meiner Arbeit (=Videoproduktion) begonnen, ein bissl über Österreich erzählt – Mozart kennt sogar hier jeder! (Schwarzenegger sowieso…) – und bin schließlich beim österreichischen Wein gelandet, und dann hab ich halt erklärt, dass der Wein bei uns große Tradition hat und es unterschiedliche Gläser für Weiß-, Rotwein und Sekt gibt und so weiter und so fort. Ich hatte äußerst aufmerksame ZuhörerInnen, hat großen Spaß gemacht.
Obwohl der reale Hintergrund, nämlich Drogen an sich, hier in der Nation immer noch ein großes Problem und daher überhaupt nicht lustig ist. Am Klo riechts nach Marihuana, das Zeug ist allgegenwärtig, und das ganze Speed-Klumpert auch, weil das alles billig herzustellen ist und gerüchteweise eine wichtige Einnahmequelle ist, in einer Gegend, die mit Arbeitsplätzen wahrlich nicht gesegnet ist.
Nach der Schule bin ich noch auf einen Sprung zu Barney nach Hause mitgegangen, da gab´s Eintopf mit Fleisch und Gemüse und sein berühmtes Maisbrot und ein paar Geschichten. Die erzähl ich hier nicht, weil die waren für mich. Dann wars Abend, Abschied. Weiterfahrt nach Kayenta, das ist gleich beim Monument Valley, im Holiday Inn eingecheckt, schlafen gegangen.
Dienstag, 14. Februar 2006
Weiterfahrt durch das Monument Valley, immer wieder ein sehr eindrucksvolles Erlebnis… Habe am Weg Richtung Cortez eine Ruinensiedlung entdeckt, die ich bis jetzt irgendwie immer übersehen hatte, war aber leider keine Zeit, da fahr ich ein anderes Mal hin, das werd ich dann zu Fuß erwandern. Jetzt musste ich weiter nach Telluride, dort wartet Sascha auf mich, und die richtige Zivilisation auch: urviele Autos in dem kleinen Kaff, kein Parkplatz, dafür bin ich mit dem Truck in einer Nebenstraße auf Eis hängengeblieben, das ist nämlich kein Vierradler, und mit der Automatik kann ich in solch einer Situation auch nicht wirklich umgehen. Zum Glück haben mich ein paar sportliche Senioren aus dem Schlamassel befördert.
Wie dem auch sei, wir haben jedenfalls den Film MUD beim Mountain Film Festival eingereicht, wenn der dort gezeigt wird, dann werden wir vielleicht doch noch berühmt… ;-) Im Ernst, das Festival ist ziemlich bekannt, das Publikum sehr illuster, und wenn unser Film ins Programm aufgenommen wird – eine bessere Promotion hier in den Saaten gibt’s fast nicht, und wir haben wieder einen Grund, hierherzukommen.
Auf der Rückfahrt haben wir in Cortez einen Zwischenstop eingelegt, und zwar in der Gasthausbrauerei, die von einem Deutschen betrieben wird, da gibt es gutes Bier, und Philosophieren bis in die Nacht.
Mittwoch, 15. Februar 2006
Heute haben Sascha und ich gemeinsam ein paar Meilen runtergerissen, wir sind zum Dineh College gefahren, dort arbeitet ein weiterer Freund, Mr. Ben Barney, den wir besucht haben. Dann noch nach Chinle, wo wir unsere Freundin Delyssa getroffen haben, eine Lehrerin an der dortigen High School.
Der Weg hin und retour führte uns über die Navajo Mountains, und zwar in Form von einer Wahnsinnsbergstraße. Die mit dem Motorrad abzureiten – das wär ein Traum, so was gibt’s nicht einmal in den Alpen, so steil und kurvig sind bei uns höchstens Zufahrten zu entlegenen Bergbauernhöfen, aber sicher keine regulären Straßen mit großteils super Asphaltbelag. Na ja, man wird wohl noch träumen dürfen… 😉
Donnerstag, 16. Februar 2006
Heut war unser Tag in Window Rock, wo Blackhorse eine neue CD aufgenommen hat, mit teilweise neuen Liedern. Die CD wird “Where were you when I was Single” heißen, das Studio heißt Cool Runnings, die Website www.coolrunningsmusic.com wen´s interessiert zum Nachschaun. Wir haben ihn begleitet, Fotos gemacht, und nachher im Navajo Museum vorbeigeschaut, einen Termin für morgen ausmachen, wir wollen den Film der Kuratorin zeigen und ein Feedback bekommen.
Reiseprotokoll
Teilnehmer: Ing. Thomas Steiner, Alexander Stipsits
Zeit: 6. bis 21. Februar 2006
Ziel: Shiprock / Navajo Nation, New Mexico
Zweck der Reise: Promotiontour zum Filmprojekt „Mud – Creation of Trad. Navajo Pottery“, Vorbereitung des Filmprojekts „Traditional Navajo Rug Weaving“, Dokumentation des Theaterstücks „Woman with Black Shawl“, Kontakt- und Kundenpflege
Montag, 6. Februar 2006
Anreise per Flug Wien – Phoenix
Abholung des Mietwagens in Phoenix / Airport
Übernachtung Day´s Inn / Phoenix
Dienstag, 7. Februar 2006
Weiterfahrt nach Shiprock zu Blackhorse Mitchell
Rückgabe des Mietwagens
Mittwoch, 8. Februar 2006
Präsentation und Besprechung des Projektes „Mud“ der Beteiligten bei Mr. Mitchell
Donnerstag, 9. Februar 2006
Recherche im Theater / Shiprock bezüglich Theateraufzeichnung und Probenaufnahmen
Interview mit der Protagonistin
Freitag, 10. Februar 2006
Erste Aufzeichnung des Theaterstücks im Theater / Shiprock, Interviews mit Personen aus dem Publikum (Schüler)
Vorbereitung der großen Filmpräsentation „Mud“
Samstag, 11. Februar 2006
Organisation der Bewirtung für die Präsentation
Filmpräsentation „Mud“, ca. 45 Teilnehmer, Dokumentation der anschließenden Tanzperformance
Zweite Aufzeichnung des Theaterstücks im Theater / Shiprock
Sonntag, 12. Februar 2006
Sichtung und Nachbearbeitung des bisher entstandenen Foto- und Videomaterials
Montag, 13. Februar 2006
Fahrt zu Mr. Barney Bush nach Rough Rock / New Mexico, Projektbesprechung „Traditional Navajo Rug Weaving“
Weiterfahrt nach Kayenta / Arizona
Übernachtung Holiday Inn
Dienstag, 14. Februar 2006
Fahrt nach Telluride / Colorado
Einreichen des Films „Mud“ zur Teilnahme am Mountainfilm Festival im Festivalbüro
Projektbesprechung „Traditional Navajo Rug Weaving“ im Büro des Telluride Institute
Rückfahrt nach Shiprock
Mittwoch, 15. Februar 2006
Projektbesprechung „Traditional Navajo Rug Weaving“ (Konzept, Zeitplan, Sponsoring)
Donnerstag, 16. Februar 2006
Fahrt nach Chinlé / Arizona
Besprechung mit DeLyssa Begay bezüglich Distribution des Filmes „Mud“ an den Schulen der Navajo Nation
Rückfahrt nach Shiprock
Freitag, 17. Februar 2006
Fahrt nach Window Rock / New Mexico
Dokumentation der Tonaufnahmen mit Mr. Mitchell
Präsentation von „Mud“ im Navajo Museum mit Kuratorin Clarenda Begay, Besprechung bezüglich weiterfolgender Handwerksfilmprojekte
Weiterfahrt nach Flagstaff / Arizona
Übernachtung im Travel Inn
Samstag, 18. Februar 2006
Fahrt nach Phoenix
Abholung des Mietwagens am Airport
Übernachtung im Ramada Inn
Sonntag, 19. Februar 2006
Sichtung und Nachbearbeitung des Foto- und Videomaterials
Übernachtung im Ramada Inn
Montag, 20. Februar 2006
Rückgabe des Mietwagens
Rückreise per Flug Phoenix – Wien
Dienstag, 21. Februar 2006
Rückkunft in Wien